Auf der Suche nach dem verschwundenen Bild

Lange Zeit hing in den Räumen der Bäckerei Gilles das Aquarell eines unbekannten Malers, das auf humorvolle Art eine Szene am Rambacher Dorfbrunnen zeigt. Nach dem Umbau der Bäckerei Gilles, in den 60er Jahren, kam das Bild in die Privaträume der Familie. In den folgenden Jahren wurde es von Theodor Gilles und später auch von Therese Gilles, immer wieder großzügig, für verschiedene Ausstellungen ausgeliehen. Von einem letzten „Ausflug“ kam das Bild nicht mehr zurück, sodass die Familie es seit mehr als 15 Jahren vermisst.
Der Heimatkreis-Rambach hatte sich mit diesem Bericht- der bereits 2015 im Erbenheimer Anzeiger erschien – um die Wiederentdeckung des Gemäldes bemüht. Leider vergeblich. Damit dies nicht in Vergessenheit gerät ziert es seit diesem Jahr die neue website des HKR.
Zum Ende des 2. Weltkrieges und danach, in der sogenannten „schlechten Zeit“, war man kreativ bei der notwendigen Nahrungsbeschaffung. So auch ein, bedauerlicherweise unbekannter Wiesbadener Maler, der seinen Weg nach Rambach fand. Mit Käthe Gilles wurde er sich handelseinig: Er malte das besagte Bild und bekam dafür gutes Brot, das in dieser Zeit so rar und wertvoll war. So entstand über mehrere Tage ein, mit Augenzwinkern, gemaltes Aquarell der Rambacher Ortsmitte, das in so manchem Detail an Heinrich Zille erinnert. Es fehlen dazu nur noch die Verse.
Rechts sieht man den Pfosten des heute überbauten Hofeingangs. Auf einem Stuhl, im Gärtchen davor beobachtete der Maler, ebenso genau wie die Katze, die streitenden Hühner und die Menschen rund um den gusseisernen Dorfbrunnen. Hans Pfaff, unverkennbar mit seiner Pfeife und dem treuen schwarzen Gaul, der, wenn nötig, auch den Weg aus dem Feld allein nachhause fand, plaudert entspannt mit einer Rambacher Hausfrau.
Hat Pauline Zerbe, die man zielstrebig und mit lockerem Hüftschwung in Richtung Untergasse gehen sieht, ihnen gerade ein „Ei, guude wie ?“ zugerufen?
Auf der letzten Treppenstufe, im Bäckereieingang, fängt eine junge Frau einen Laib Brot auf. Vielleicht ist es Käthe, Theodors Frau. Es ist ihr Elternhaus, die ehemalige Bäckerei Schäfer. Hier wuchs sie mit ihren 2 Schwestern auf. Nun ist sie die Bäckerin und über dem Eingang prangt das Schild ihres Mannes „Theodor Gilles – Bäckerei“.
Bis zum Umbau der Bäckerei, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, gelangte man über diese Treppe in den Verkaufsraum. Hier hatte Käthe, voller Stolz, auch das besagte Aquarell an der Wand hängen. Gerne erzählte sie Kindern und Enkeln, dass der Maler dafür „Brot geschrottelt“ hatte.
Es könnte im Frühsommer gewesen sein. Warm, aber nicht heiß, denn im „Floss“ sieht man noch das Wasser der Rinnsale „aus de Keehr“. Vor dem Haus Untergasse 4 , dem Haus der „Nette“, kehrt ein Mann die „Gass“. Könnte das nicht Adolf Schneider vor seinem Wohnhaus sein? Er war der erste Ortsvorsteher Rambachs, nach dem Krieg. Bestimmt ist es Samstag, denn „unner de Woch werd di Gass‘ nit gekeert !“
Der Vergleich mit dem s/w-Foto aus den 60er Jahren zeigt denselben Blick auf das Haus, nunmehr Eppsteiner Straße 3. Um 1975 wurde es abgerissen. Heute befindet sich dort, statt des Hauses, ein hübsch gestaltetes Ruheplätzchen. Leider ist auch das gusseiserne Bassin des Brunnens verschwunden. 1951 wurde es durch einen Sandsteintrog ersetzt. Diese, aus dem Jahr 1908 stammende Pferdetränke, hatte bis dahin ihren Dienst in der Tennelbach versehen. Das Haus links, in der Obergasse, mit seinem Giebel, ist durch einen Flachbau ersetzt, in dem später das „Konsum“ und später das „Rambacher Kunstatelier“ eingezogen ist.
Nur die Tauben auf dem Dach der Bäckerei, die turteln wie eh und je.